Wir vertreten ein Karate, das eine Alternative zum "normalen", in der Regel wettkampforientierten Karate bietet.
Unsere Übungspraxis ist also explizit nicht vom Wettkampfsport geprägt. Wir orientieren uns vielmehr an überlieferten Selbstverteidigungsmethoden und betreiben Karate auch im Sinne der Budô-Philosophie zur Selbstentwicklung.
Im Keiko-kan Dôjô Wiesloch (e.V.) vertreten wir eine Karate-Übungspraxis, die sich in ihrer Ausrichtung von dem auf Wettkampfkarate ausgerichteten Trainingsbetrieb, wie er vom Deutschen Karateverbande (DKV) oder im Rahmen des DJKB-Karate gepflegt wird, deutlich unterscheidet.
Wir gehen in unserer Übungspraxis direkt von den Vorgaben der fernöstlichen Kampfkunst aus und passen sie an unsere eigenen Bedürfnisse an. Selbstentwicklung, Selbsterfahrung, Gesundheit und Entspannung stehen im Zentrum unserer Übung. So können wir das oft zitierte Konzept vom Karate-dô, dem "Karate als Weg" zur Persönlichkeitsentwicklung nach unserem eigenen Verständnis realisieren. In der Praxis trainieren wir unsere Kampfkunst zur Selbstverteidigung.
Wir bieten Karate Training in verschiedenen Formen an. Es gibt Kurse und Unterricht für Anfänger, Wiedereinsteiger und Fortgeschrittene.
Unser Karate steht hauptsächlich in der Tradition der Shôrin- und Shôtô-Stile. Es ist mit dem Shôtôkan und dem Shôtôkai Karate eng verwandt. Wir haben das traditionelle (aus der JKA-Linie stammende) Shôtôkan allerdings zum Teil deutlich verändert. Unsere Bewegungslehre folgt eher den okinawanischen Vorgaben und ist von chinesischen Qi Gong- und Tai Chi Chuan- Elementen beeinflußt. Immer wieder untersuchen wir die Beziehungen der uns überlieferten Übungsformen (Kata und Kumite) zu den White Crane "Kung Fu" Stilen. Als Bindeglied dient uns vor allem eine Hakutsuru-ken Kata namens Hakufa. (dt.: Die Methode des Weißen Kranichs"). - Zudem haben wir Einflüsse aus dem Naha-Te aufgenommen, vor allem aus dem IGKR Gôjû-Ryû Karate von Tokio Funasako sensei. Auf diese Weise haben wir im Laufe der Zeit eine "weiche" Bewegungsmethodik entwickelt. Unser Karate ist daher körperfreundlich und gelenkschonend, dynamisch und effektiv.
Im Keiko-kan Dôjô Wiesloch ist uns nicht an wettkampfsportlicher Betätigung gelegen. Wir verzichten deshalb auf sportlichen Wettkampf und üben Karate statt dessen, wie dies beispielsweise auch im Aikidô üblich ist, ausschließlich als interessante Selbstverteidigungskunst mit hohem körperlichem und geistigem Anspruch.
Wir sind im Keiko-kan Wiesloch also ohne Zweifel am traditionellen Karate orientiert. Wer das sagt, muß natürlich eingestehen, daß der Begriff der Tradition im Karate sehr überstrapaziert ist. Was ist traditionell? Das Karate auf Okinawa? Das Karate in Japan? Ist das Wettkampfkarate traditionell? Oder ist es das Selbstverteidigungskarate? - Nun, augenzwinkernd gesagt: das weiß eigentlich niemand. Aber traditionell wollen alle sein. Wir sind es.
Das Denken außerhalb eingefahrener Verständnismuster, das "Thinking outside the box", wie es Patrick McCarthy im Rahmen seines Koryû Uchinâdi propagiert, haben wir uns bezüglich dieser Themen unter dem Einfluß von McCarthy's Schüler Dirk Thesenvitz zu eigen gemacht, der zu Anfang der 2000er Jahre einige Zeit unser Dôjô beeinflußt hat.
Im Keiko-kan Karate Dôjô haben wir uns daher ein unkonventionelles Karateverständnis erarbeitet. Allen dogmatischen Fragen begegnen wir mit einem Zitat des indischen Philosophen Jiddhu Krishnamurti: "Die Wahrheit ist ein pfadloses Land". Dieser Ausspruch erscheint uns im Hinblick auf den "Weg des Karate" (jap.: Karate-dô), ganz besonders wegen seiner Pfad-Methapher sehr passend. Zudem spiegelt er unsere gegenüber den bürokratischen und dogmatischen Auswüchsen des Karate-Verbandswesen kritische Haltung.
Hier folgt als Text zum Nachdenken das Zitat Krishnamurtis im Zusammenhang:
Aus der Rede Jiddu Krishnamurti vom 3. August 1929:
"Ich behaupte, daß die Wahrheit ein pfadloses Land ist, und daß es keine Pfade gibt, die zu ihr hinführen - keine Religionen, keine Sekten. Das ist mein Standpunkt, den ich absolut und bedingunglos vertrete. Die Wahrheit ist grenzenlos, sie kann nicht konditioniert, sie kann nicht auf vorgegebenen Wegen erreicht und daher auch nicht organisiert werden.
Deshalb sollten keine Organisationen gegründet werden, die die Menschen auf einen bestimmten Pfad führen oder nötigen. Wenn ihr das einmal verstanden habt, werdet ihr einsehen, dass es vollkommen unmöglich ist, einen Glauben zu organisieren. Der Glaube ist eine absolut individuelle Angelegenheit und man kann und darf ihn nicht in Organisationen pressen. Falls man es tut, wird er zu etwas Totem, Starrem; er wird zu Gier, zu einer Sekte, einer Religion, die anderen aufgezwungen wird. Die Wahrheit wird in Formen gepreßt und zu einem Konsumgut für die Schwachen, die nur eine momentane Unzufriedenheit spüren.
Der Mensch kann die Wahrheit nicht zu sich herabziehen, sondern muß sich bemühen, zu ihr aufzusteigen. (...) Ich möchte keiner spirituellen Organisation, ganz gleich welcher Art, angehören, und ich bitte euch, das zu verstehen. Ich betone noch einmal, dass keine Organisation einen Menschen zur Spiritualität führen kann. Wenn eine Organisation zu diesem Zweck gegründet wird, so wird sie zu einer Krücke, die euch schwächt, zu einem Gefängnis. Solche Organisationen verkrüppeln das Individuum, hindern es daran zu wachsen und seine Einzigartigkeit zu leben, die ja darin liegt, dass es ganz alleine diese absolute, uneingeschränkte Wahrheit entdeckt.
(...) In dem Moment, in dem man beginnt, jemandem zu folgen, hört man auf, der Wahrheit zu folgen."
(Dies ist ein Ausschnitt aus einer Rede des indischen Philosophen Jiddu Krishnamurti (1895-1986), die er am 3. August 1929 vor dem Weltkongreß seiner Anhängerschaft gehalten hat. Mit dieser Rede löste er eine eigens für ihn von seinen Verehrern gegründete Organisation auf, den "Order of the Star in the East", deren Präsident er bis zu diesem Tag gewesen war.)